Leder
Leder zum Tragen und Wohlfühlen...
Geschichte
Kleine Ledergeschichte und Sage
Die Kunst der Lederherstellung ist noch älter als die Backkunst. Die sogenannte Weißgerbung mit Alaun (Aluminiumkaliumsulfat = mineralische Salze) war schon den alten Ägyptern bekannt. Die Fettgerbung, bzw. Trangerbung (Sämischgerbung) fällt auf die Jungsteinzeit vor etwa 6000 Jahren zurück. Auch heute noch werden bei vielen Naturvölkern Felle mit Fetten, Asche und Pflanzenauszügen bearbeitet. Die nordamerikanischen Indianer räucherten die Felle, um sie geschmeidig zu machen, und die Inuit dürften das Walken erfunden haben.
Vor etwa 4000 Jahren wurde in Europa mit pflanzlichen Mitteln gegerbt, wobei vorrangig Eichen- und Buchenrinde als Gerbmittel verwendet wurde. Diese sogenannte Lohgerbung wurde im Mittelalter traditionell angewandt.
Wirklich umwälzend war die Erfindung der Chromgerbung zum Ende des 19. Jahrhunderts. Mit diesem Verfahren gelingt es, sehr weiche und dennoch feste Leder herzustellen, die lichtecht bleiben und sich hervorragend färben lassen. Mit der Chromgerbung war der entscheidende Schritt getan, das bis dato traditionsreiche Lederhandwerk weltweit zu industrialisieren.
Sollten Sie einmal die Gelegenheit haben, eine Gerberei zu besuchen, können Sie bereits an der Farbe der ungefärbten Leder ihre Gerbart erkennen: Alaungegerbtes Leder ist nahezu weiß, lohgegerbtes Leder bräunlich, sämischgegerbtes Leder zartgelb und chromgegerbtes Leder silbergrau.
Die Lederhosen-Saga
Der Lyriker Freiherr Börris von Münchhausen (nicht zu verwechseln mit dem sagenumwobenen Lügenbaron!) hat eine wirklich herrliche und - im Gegensatz zu seinem Namensvetter Karl Friedrich Hieronymus - absolut glaubwürdige Ballade verfasst, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.
Die Lederhosen-Saga
Es war ein alter schwarzbrauner Hirsch,
Großvater schoß auf der Pirsch;
und weil seine Decke so derb und Dick,
stiftete er ein Familienstück.
Nachdem er lange nachgedacht,
ward eine Hose daraus gemacht;
denn: Geschlechter kommen, Geschlechter vergehen,
hirschlederne Reithosen bleiben bestehen.
Er trug sie dreiundzwanzig Jahr,
eine wundervolle Hose es war!
Und als mein Vater sie kriegte zu Lehen,
da hatte die Hose gelernt zu stehen;
steif und mit durchbeulten Knien
stand sie abends vor dem Kamin,
Schweiß, Regen, Schnee - ja, mein Bester:
Eine lederne Hose wird immer fester!
Und als mein Vater an die sechzig kam,
einen Umbau der Hose er vor sich nahm;
das Leder freilich war unerschöpft,
doch die Büffelhornknöpfe waren dünn geknöpft,
wie alte Groschen, wie Scheibchen nur,
er erwarb eine neue Garnitur.
Und dann allmählich machte das Reiten
ihm nicht mehr den Spaß wie in früheren Zeiten;
besonders den Trab in den hohen Kadenzen
ist kein Vergnügen für Exzellenzen
So fiel die Hose durch Dotation
an mich in der dritten Generation.
Ein Reiterleben in Niedersachsen -
die Gaben der Hose war`n wieder gewachsen!
Sie saß jetzt zu Pferde wie ein Guß
und hatte wunderbaren " Schluß",
und abends stand sie mit krummen Knien
wie immer zu trocknen am Kamin.
Aus Großvaters Tagen herübergeklingt
eine ferne Sage, die sagt und singt,
die Hose hätte in jungen Tagen
eine prachtvolle grüne Farbe getragen.
Mein Vater dagegen - weiß ich genau -
nannte die Hose immer grau;s
eit neunzehnhundert ist sie zu schaun
etwa wie guter Tabak: braun!
So entwickelt sie, fern jedem engen Geize,
immer neue ästhetische Reize,
und wenn mein Ältester einst sie trägt,
wer weiß, ob sie nicht ins Blaue schlägt!
Denn fern im Nebel der Zukunft schon
seh`ich die Hose an meinem Sohn
Er wohnt in ihr, wie wir drin gewohnt,
und es ist nicht nötig, daß er sie schont;
ihr Leder ist gänzlich unerschöpft,
die Knöpfe sind nur wieder durchgeknöpft,
und er stiftet, folgend der Väter Spur,
eine neue Steinnußgarnitur.
Ja, Geschlechter kommen, Geschlechter gehen,
hirschlederne Reithosen bleiben bestehn.